ALBERT EINSTEIN: Materie = Energie, Universum = Bewusstsein

02.06.2014

 

ALBERT EINSTEIN: Materie = Energie, Universum = Bewusstsein

 

Als ich vor vielen Jahren zum Studieren nach Heidelberg kam, wohnte ich wie viele Studenten in WGs. An das Leben in einer ganz bestimmten WG kann ich mich noch sehr gut erinnern. Zum einen, weil sie sich in der Innenstadt befand. Und mir somit die Gelegenheit gegeben war, an dem vielfältigen, studentischen Leben teilzunehmen. Zum anderen – und das ist in diesem Zusammenhang das eigentlich Wichtige  – weil ich hier jede Menge hoch interessanten Gespräche mit Physikern und Physik-Studenten hatte, die bei uns ein- und ausgingen.

Dieses Kommen-und-Gehen von gewissermaßen im Aufstieg begriffenen Sternen am Firmament der Physik lag daran, dass einer unserer Mitbewohner zu diesem Zeitpunkt seine Doktorarbeit an der Heidelberger Sternwarte des Max-Planck-Instituts verfasste. Und so saß allmorgendlich zum Frühstück – manche Studenten kennen in der Tat so etwas wie Disziplin – eigentlich immer irgendein Physik-Mensch bei uns am großen runden Holztisch in der Küche.

Wie dem auch sei, die Gespräche, die wir bei dieser Gelegenheit führten, waren so ganz nach meinem Geschmack. War ich doch schon immer – und bis zum heutigen Tag – an Astro- und Quanten-Physik interessiert. Obgleich ich zugeben muss, dass mein Wissen hierüber eher bescheiden war und ist und natürlich niemals mit dem unserer Gäste bzw. Freunde, die am Tisch saßen, hätte mithalten können. Doch verstand ich eines recht bald, nämlich dass es innerhalb der Naturwissenschaften gerade die Mutter der Naturwissenschaften ist – eben die Physik – die mit der östlichen Philosophie und Mystik so manche Auffassung oder sogar Erkenntnis teilt.

Die Lehren der indischen Tradition des „Yoga von Kashmir“ zum Beispiel haben im Zusammenhang  mit der Entstehung des Universums und den Grundelementen und dem Aufbau der materiellen Welt große Übereinstimmung mit den modernen Theorien der Quantenmechanik und Astrophysik. Ähnlich auffällig in diesem Zusammenhang sind auch so manche Aussagen im in den Upanishaden und im Buddhismus.

Darüber hinaus hat es große Physiker gegeben, die in der spirituellen Betrachtung einerseits und der naturwissenschaftlichen andererseits zwei verschiedene aber durchaus gleichwertige Perspektiven auf ein und dasselbe Phänomen sahen. Einer dieser großen Physiker – und genau genommen nicht irgendeiner, sondern DER PHYSIKER – der die religiös-spirituelle Betrachtungsweise als durchaus gleichwertig oder kongruent, also ergänzend, zur naturwissenschaftlichen verstand, war jener, dem es im Jahr 1905 ähnlich ging, wie uns Studenten damals in Heidelberg - und vielen Studenten und Wissenschaftlern noch heute.

Während er nämlich in dieser Zeit an seiner Doktorarbeit schrieb, musste er von irgendetwas seinen Lebensunterhalt bestreiten. Deshalb verdingte er sich am Patentamt in Bern. So weit hört sich das erst mal nach nichts Aufregendem oder Besonderem an. War es aber! Dem jungen Albert Einstein gelangen nämlich im Zuge seiner Dissertation Entdeckungen, die ihn bis zum heutigen Tag zu einem der bedeutendsten Wissenschaftler machten. Aus gutem Grund, wie ich meine: Die allgemeine Äquivalenz von Energie und Masse sowie die gegenseitige Abhängigkeit von Zeit und Raum haben der Menschheit einen derart gewaltigen bewusstseinsmäßigen Sprung beschieden, dessen Tragweite die meisten von uns bis heute noch nicht erfasst haben. Denn, seien wir mal ehrlich, was macht es mit uns (oder müsste es eigentlich mit uns machen), wenn wir unmittelbar davon ausgehen, dass wir – wie auch das äußere Universum um uns herum – pure Energie sind...?

In dieser Entdeckung und Aussage Einsteins „was wir als materielle Welt wahrnehmen, ist Energie“ wird eigentlich schon deutlich, dass es ihm nicht um das L’art-pour-l’art der Wissenschaft ging, sondern um wirkliche Erkenntnis – letztendlich um die höchste Erkenntnis. Denn als großer Menschenfreund und bekennender Bewunderer von Mahatma Gandhi, sagte er einmal: „Von allen Organisationen, die uns zur Verfügung stehen, gibt es keine, der ich mich zuwenden  möchte, außer der Gemeinschaft wahrhaft Suchender.“

Hier nun eine Auswahl von Aussagen Albert Einsteins, die zeigen wie sehr in ihm moderne Wissenschaft und Mystik zusammen fanden. Was mich persönlich bei der Lektüre dieser Zitate ganz besonders berührt, ist diese Fähigkeit zu staunen, die er sich noch bis ins hohe Alter bewahrte – zu stauen wie ein Kind, das jeden Augenblick ein wenig mehr von seiner  Welt entdeckt :

Der Mensch ist Teil eines Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als getrennt von allem anderen – eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist wie ein  Gefängnis für uns, das uns auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen beschränkt. Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfasst.

Ich behaupte, dass das kosmisch-religiöse Gefühl das stärkste und edelste Motiv für wissenschaftliche Forschung ist.

Diese Tiefe, aus der Intuition kommende Überzeugung von der Existenz einer höheren Macht der Gedanken, die sich im unerforschlichen Universum offenbart, stellt für mich die Definition von Gott dar.

Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Ein Wissen um die Existenz von etwas, das wir nicht ergründen können, unser Gewahrsein tiefsten Sinns und strahlendster Schönheit, die unserem Geist nur in den primitivsten Formen zugänglich ist. Dieses Wissen und Empfinden ist es, das wahre Religiosität ausmacht.

Ich möchte wissen, wie Gott diese Welt erschaffen hat. Mich interessiert nicht dieses oder jenes Phänomen im Aufbau von diesem oder jenem Element. Ich möchte seine Gedanken kennen. Das übrige sind unwichtige Einzelheiten.

Der wahre Wert eines Menschen wird hauptsächlich dadurch bestimmt, in welchem Maße und in welcher Hinsicht er Befreiung von seinem Ego-Selbst erlangt hat.

Es gibt Augenblicke, in denen man sich frei fühlt von den eigenen Identifikationen mit menschlichen Begrenzungen und Unzulänglichkeiten. In solchen Momenten stellt man sich vor, man stünde irgendwo auf einem kleinen Planeten, in Staunen versunken über die kalte, einen jedoch zutiefst anrührende Schönheit des Ewigen, des Unergründlichen – Leben und Tod gehen ineinander über, und es gibt weder Evolution noch Schicksal – nur Sein.