THERESA VON AVILA - Lichtgestalt der Mystik, Yogini des Abendlandes - 1 (3)

26.10.2014


THERESA VON AVILA – Lichtgestalt der Mystik, Yogini des Abendlandes -1 (3)



Schon bevor ich mich auf den Yoga-Weg begab, war ich fasziniert von ihr. Man könnte auch sagen, sie stand an der Eingangspforte zu diesem, meinem Weg, und winkte eifrig, um mir zu bedeuten, dass eben dies – die Spiritualität des Yoga – der Weg meines Lebens sein würde. Theresa von Avila - ich las ihr Werk „Die innere Burg“ und war zutiefst berührt. Bis heute begleitet sie mich. Und da macht es gar nichts, dass sie – rein äußerlich – einen anderen Weg ging, als es eben für mich hier und heute bestimmt ist. Unser beider inneres Ziel ist vollkommen identisch.

„Solltest du feststellen, dass deine Frau anfängt, häufiger in die Kirche zu gehen, viel zu beten und zu versuchen, heilig zu sein“, so riet der Spanier Francisco de Osuna, „verschließe Haustür. Wenn das nicht genügt, und wenn sie obendrein jung ist, brich' ihr das Bein, denn sie kann auch lahm und von ihrem eigenen Haus aus in den Himmel kommen, ohne nach zweifelhaften Formen der Frömmigkeit gesucht zu haben.“ Zu eben dieser Zeit veröffentlichte der spanische Großinquisitor Valdes einen „Index der verbotenen Bücher“. Dieser umfasste eigentlich alle Werke über stille Gebete und Kontemplation. Sein Kollege Domingo Soto stand ihm da in nichts nach und meinte, dass er es überhaupt nicht nachvollziehen könne, wie solche Frauen zwei Stunden vor dem Altar kniend an Gott überhaupt denken könnten – der zudem noch unsichtbar sei.

Nein, es war ganz und gar nicht leicht für Frauen in jenen Tagen, ihrem inneren Verlangen, Gott zu erfahren, nachzugehen. Es erforderte sehr viel Mut und Eigenwilligkeit – nicht zuletzt, weil damit immer auch ein großes Risiko verbunden war. Denn Menschen – besonders Frauen – die so etwas Ungeheuerliches wie Visionen oder andere spirituelle Erfahrungen hatten (geh' heute mal zu einem Psychiater oder Neurologen und äußere dich einmal in dieser Hinsicht …Inquisition 2.0 …), wurden unverzüglich mit dem Brandmal „mit dem Teufel im Bunde“ versehen und sogleich fachgerecht „behandelt“. Das allseits bereite und in diesen Dingen begierige Inquisitionsgericht verhörte sie, drohte ihnen nicht nur Folter (Stichwort „peinliche Befragung“) und Tod an, sondern auch – aus Sicht der Menschen in der damaligen Zeit das Allerschlimmste – Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft (Exkommunikation), was gleichbedeutend war mit ewiger Verdammnis.

Versetzen wir uns in diese Zeit. Wie würden wir uns fühlen – mit unseren spirituellen Bedürfnissen? Hätten wir überhaupt noch welche unter solchen Umständen? Theresa von Avila – geboren als Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada – ließ sich ihre Sehnsucht nach der göttlichen Nähe oder Präsenz nicht nehmen –- nie, unter keinen Umständen! Sie brachte es fertig, als Frau aus niederem Adel, innerhalb der Kirche eine Bewegung loszutreten, die einem Erdrutsch gleichkam. Sie setzte letztendlich – gegen erheblichen Widerstand – eine Reformierung des klösterlichen Lebens in Richtung Kontemplation und Meditation durch. Und das in einer Zeit, in der der Weg in die innere Welt als etwas Verbotenes galt. Denn die Vorgänge im Inneren ließen und lassen sich von der Obrigkeit nicht kontrollieren. Diese Frau hingegen war willens und auch in der Lage, tief in ihr Inneres einzudringen und ihre Einheit mit dem Göttlichen zu erkennen – und zu leben.

Theresa von Avila war eine Meisterin, eine Meisterin der Meditation und Kontemplation. Ihre Werke über die Reise ins Innere waren für die damaligen Zeitgenossen etwas Ungeheures. So etwas hatte es noch nicht gegeben, hatte noch nie jemand erzählt, oder gar gewagt in geschriebener Form zu veröffentlichen. In Theresa vereinte sich die elegante und willensstarke Organisatorin mit der ekstatischen Verehrerin Jesu Christi.  Doch das für viele, wie auch für mich, Einzigartige an ihr ist: Ihre innere Beziehung zu Jesus war im höchstem Maße authentisch, so dass sie von ihm immer als „lebenden Meister“ sprach“. Jesus war für sie nicht jene anzubetende Figur dort am Altar-Kreuz – er war lebendig in ihrem Inneren.

Doch lasst uns nun wirklich eintauchen in ihr Leben – und damit teilhaben an ihrer (und unserer) inneren Entdeckungsreise ---

Theresa wurde am 28. März 1515 im spanischen Avila geboren, als eines von zehn Kindern. Nachdem ihre Mutter sehr früh gestorben war, wurde der Vater der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens. Überhaupt spielte die Familie zeitlebens eine große Rolle für sie. Alles was mit Ritterlichkeit und Märtyrertum zu tun hatte standen in jener Zeit – zumal für Kinder und Jugendliche – hoch im Kurs. So liebte Theresa – wie zuvor ihre Mutter – die alten Helden-Geschichten. Theresa wuchs zu einer waren Schönheit mit beachtlicher Ausstrahlung und Tiefe heran. Die Zeit der romantischen Gefühle als Reaktion auf das Werben ihrer Vettern waren jedoch nur von kurzer Dauer.

Denn als sie von ihrem Vater in die Klosterschule „Gnadenreiche Mutter Gottes“ gegeben wurde, spürte sie recht bald, dass sie durch die „gewöhnliche“, bürgerliche Liebe niemals Erfüllung finden würde. Sie war die geborene Mystikerin, eine Frau, deren Liebesfähigkeit die Begrenzungen und Fesseln dieser unserer Welt niemals akzeptieren würde. Und so begann sie zu spüren, dass die Abgeschiedenheit des klösterliche Lebens die einzige Chance war, die ersehnte Erfüllung zu finden ...



Fortsetzung in Teil 2 ...