MEDITATION – Setz' Dich, lehn Dich zurück … und genieß' die Show! 1(2)

01.12.2015

 

MEDITATION – Setz' Dich, lehn Dich zurück … und genieß' die Show! 1(2)

 

Wie oft habe ich das gehört -

„Ich kann nicht meditieren – ich habe so viele Gedanken“.

Da kann ich immer nur antworten -

„Ja und. Die hast du doch sonst auch? Du darfst ruhig Gedanken haben in der Meditation. Lass sie ruhig in alle Richtungen gehen – nur, lauf ihnen nicht hinterher. Ach, und noch was: Du bist nicht deine Gedanken. Du bist der Zeuge deiner Gedanken. In der Meditation schaust du deinem Geist bei seiner Arbeit zu. Und der mach wie immer nur seinen Job.“

 

Im Gegensatz zu unserer üblichen Strategie, den Fluss des Lebens zu verändern, ihn uns anzupassen oder gar zu „korrigieren“ – verfolgen wir in der Meditation eben keine Absicht. Ja – das ist zweifelsohne durch und durch paradox: In der Meditation sitzen wir da, mit der Absicht … keine Absicht zu haben. Aber so ist das mit der Meditation. Was auch immer geschieht, nachdem wir uns hingesetzt haben, mit der „Absicht“ zu meditieren – EBEN DAS IST DIE MEDITATION. Sich darüber Gedanken zu machen, ob es eine „gute“ oder „schlechte“, eine „erfolgreiche“ oder „weniger erfolgreiche“ Meditation war, ist – mit Verlaub – reichlich gedankenlos. Wie die Meditation verläuft, so verläuft sie eben. Sie hat ihre Eigendynamik. Oder anders ausgedrückt: Das ist Meditation - Da kann man nichts MACHEN.

Nein – Meditation kann man nicht MACHEN. Man kann sie nicht wirklich praktizieren. Das betrifft im Übrigen den YOGA ganz allgemein. Es ist eine im Westen weit verbreitete wie auch irrige Vorstellung, Yoga zu „machen“, Meditation zu „praktizieren“. Das ist in gewisser Weise ein Widerspruch in sich. Interessanterweise, und vermutlich nicht ohne Grund, lautet die wörtliche Übersetzung des Sanskrit-Wortes Yogi, „der, der Yoga hat“. Unser menschliches allzu menschliches Bestreben, etwas zu „machen“, ist ja das, was wir loslassen sollen, was von uns abfallen soll. Das Machen ist hier das Problem und nicht die Lösung. Meditation ist ein Bewusstseins-Zustand. Der natürlichste überhaupt. Nur muss uns das erst wieder bewusst werden.

Es wird häufig sogar der Eindruck erweckt, als ob es in der Meditation etwas zu überwinden gäbe – eben die Gedanken. Hierzu fällt einem natürlich sogleich das Klassische Yoga-System des indischen Philosophen und Weisen Patanjali ein. Schon der erste Lehrsatz seines Elementar-Werkes der Yoga-Sutras könnte als Aufruf zum Handeln verstanden werden. Deshalb bevorzuge ich dieses erste und wohl auch bekannteste aller Yoga-Sutras -

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in der Übersetzung meiner hochgeschätzten Kollegin Prof. Bettina Bäumer:

„Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen“.

Sicherlich ist nicht ohne Absicht in Prof. Bäumers Übersetzung von einem Zustand die Rede. Denn Yoga respektive Meditation ist – wie gesagt – ein Zustand des Bewusstseins. Und auf diesen Zustand können wir uns lediglich einlassen. Wir können uns innerlich fallen lassen und in ihn eintauchen. Wenn man so will „werden wir meditiert“ von diesem Zustand. Es findet von uns aus betrachtet also kein Tun, kein Handeln, statt.

Es ist vergleichbar mit einer Fahrt auf einem großen Fluss, einem Strom, der uns zum Ozean führt. Stellen wir es uns vor: Wir sitzen in einem Boot. Und diesem Fluss – gerade zu Beginn, wenn er noch jung und wild und von ungestümer Kraft ist – können wir nichts entgegen setzen. Müssen wir auch nicht. Denn wir beherrschen die Lage, indem wir „bei uns“ bleiben, trotz der Ereignisse um uns herum. Gleichzeitig sind wir wach für die Bewegungen um uns herum. In der beschriebenen Situation schwimmt man idealerweise in seinem Boot, indem man – das Ziel im Blick – Ruhe bewahrt und darauf achtet, nicht an das Ufer oder in einen Nebenarm gespült zu werden. Man sollte auch ein feines Gespür dafür haben, wie man etwaige Hindernisse – zum Beispiel Baumstämme oder Felsen – möglichst schon von Weitem umgeht.

Aber man kann auf einem solch mächtigen Strom die Umstände und den Verlauf der Reise nicht wirklich bestimmen. Nur sich – mitfließend – angemessen verhalten. Wer solche Fahrten gemacht hat weiß, dass es früher oder später ruhiger wird. Der Fluss ist irgendwann breit und fließt majestätisch dahin, weiter zum Ozean. Wenn man es geschickt anstellt, kann man, bis der Ozean erreicht ist, im Boot bequem und ruhig sitzend die Fahrt im höchsten Maße genießen. Solange man „im Fluss“ bleibt, ist alles in bester Ordnung. Es ist ein Zustand der ruhevollen Wachheit, kein Tun. Und dennoch oder gerade deshalb, erreicht man unbeschadet und zu gegebener Zeit den Ozean, in den der Strom mündet.

Problematisch wird es, wenn man auf einer solchen Reise – im Äußeren wie im Inneren – unbedingt etwas machen, etwas „korrigieren“ will – hierzu vielleicht aufsteht und sich im Boot bewegt oder gar umher läuft und es so zum Schwanken bringt. Jemand nannte ein solches Verhalten einmal den „Irrtum des Irrtum-Korrigierens“. So zu handeln, wäre in der Tat – allerdings nicht im yogischen Sinne – GEDANKENLOS. Denn, egal was auch geschieht – ob in dem Boot auf dem Fluss oder in Deiner Meditation – alles ist in bester Ordnung.

Wie heißt es so schön –- „DON'T ROCK THE BOAT, BABY!“

 

 

 

Der 2. Teil – über die andere und modernere Art und Weise des Umgangs mit Gedanken in der Meditation, wie sie im TANTRA gelehrt und praktiziert wird – wartet schon auf Euch ...